Donnerstag, 26. Juli 2007

Tanzen

Hallo meine Lieben,

für alle, die es noch nicht wissen:

!! Treffpunkt HEUTE, Donnerstag den 26. Juli, 21.30 beim Riesenrad !!

Bis hoffentlich dann!!

Claudia

Dienstag, 24. Juli 2007

Österreich Heute (Tipp: Alexander Amon)

Für alle, die es interessiert:

http://www.youtube.com/watch?v=8tZLyykCuhM

Freitag, 13. Juli 2007

(v. Karin Ortner)

Premiere. Der Tag, auf den wir alle hingefiebert haben, der eine, der im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit steht wie kein anderer, an dem alles perfekt sein soll, herzeigbar, in guter Erinnerung bleibend. Es geht darum, ein Bild entstehen zu lassen, etwas darzustellen, das anderen – denen, die es sehen und beurteilen werden – gefällt. Niemand von uns weiß, wie dieses Bild in seiner Gesamtheit aussieht; wer auf einer Bühne steht, hat zwar ein Gefühl dafür, wie er sich bewegt und was er zum Ausdruck bringen will, sieht sich aber nie selbst, ist immer darauf angewiesen, dass andere ihm ihre Augen leihen, ihm wie ein Spiegel beim Betrachten des Bildes helfen. Werden „sie“ sagen, dass wir gut waren?

Was für ein Tag!!

Knapp 3 Stunden vor Vorstellungsbeginn sind alle bereits im Backstage-Bereich versammelt und harren der Dinge, die da jetzt kommen werden. Die Atmosphäre ist so dicht, dass man förmlich ein Knistern wahrnimmt. Freudige Erregtheit, Nervosität, bereits dezent erhöhter Pulsschlag. Leute, die schon zwischen Maske und Kostüm hin- und herlaufen. Stephan und Peter, heute ganz in Schale geworfen, die so kurz vor dem Höhepunkt nur noch eines machen: auf ihre Art dafür sorgen, dass Zuversicht verströmt wird und alle daran glauben, dass sie etwas können. – Und mit wie viel Fürsorglichkeit das geschieht! Vor den Garderobentüren aller auf, vor und hinter der Bühne Mitwirkenden stehen kiloweise Merci-Schachteln mit persönlichen Worten und Glückwünschen von Stephan, der uns in einer kurzen Ansprache noch letzte Regieanweisungen gibt, die allerletzte Politur sozusagen nach der gestrigen Generalprobe, um uns dann hochkonzentriert und voll motiviert in unsere persönlichen Vorbereitungen zu entlassen.

Um 19h werden alle vom Bewegungs- und Gesangschor mit der Applausordnung auf der Bühne vertraut gemacht. Bei so vielen Leuten muss es ein System geben, da sonst das Chaos ausbrechen würde. Und neben den Solistinnen und Solisten sollen ja auch alle anderen ein Stück vom Kuchen der Publikumsgunst abbekommen. Dass zumindest zweien aus unserer Gruppe so viel Information so kurz vor der Premiere nicht mehr wirklich zuzumuten war, haben wir erst im Anschluss an das Spektakel vom Regieassistenten Günther erfahren, der schweißgebadet und schließlich doch erfolglos zu verhindern suchte, dass sich die beiden beim Publikumsapplaus wie die Solisten einen Soloauftritt verschafften.
:-)

Mit dabei an diesem Abend ist auch das Kamerateam, das uns während des gesamten Prozesses immer wieder begleitet und viele von uns bereits von einer sehr persönlichen Seite kennen gelernt hat. Eine gute Gelegenheit natürlich, Stimmungsbilder einzufangen und sehr unverfälscht den Verlauf des Geschehens backstage festzuhalten. Elisabeth Blum, die als Regisseurin schon viel Feingefühl bewiesen hat, fiebert mit uns mit, dass man meinen könnte, sie müsse gleich selbst auf die Bühne! Dass Sheila dem zunehmenden Druck der letzten Tage als alleinerziehende Mutter nicht standhalten konnte und sowohl gestern bei der Generalprobe gefehlt hat als auch heute nicht da ist, hat sich während der letzten Tage bereits abgezeichnet und auch bis zu den Kameraleuten schon durchgesprochen.

Kurz vor dem Auftritt widmet sich noch jeder den Dingen, die ihm wichtig sind. Dazu gehört zum Beispiel das Kontrollieren der Kostüme, die von Helferinnen an die Plätze hinter und seitlich der Bühne verteilt werden, wo sie dann in den kurzen Momenten des Rollenwechselns und Umziehens griffbereit zur Verfügung stehen müssen. Hat es doch gestern bereits kleinere Pannen damit gegeben, die den Puls so schnell in die Höhe schießen lassen, dass man es gar nicht für möglich halten würde!

Die an Kampfszenen Beteiligten machen Aufwärmübungen, einige versuchen sich mit Yoga in ihre Mitte zu bringen, eine aus Stephans „Zauberkiste“ stammende Entspannungs- und Öffnungsübung findet auch ihre Anwender. Und so versuchen alle auf ihre Weise, sich einzustimmen und zu konzentrieren, während sich im Kasernenhof auf der anderen Seite der Bühne bereits die Besucher tummeln, elegant gekleidet, mit Begrüßungsgetränken verwöhnt, nichts ahnend, was alles passiert ist in den letzten Wochen und Monaten. Schade eigentlich. Ob sie es wertschätzen können werden, was sie sehen? Doch wie soll man würdigen, was man nicht weiß, wovon man keine Vorstellung hat, weil man es nicht miterlebt hat? Nicht einmal unter allen Angehörigen unserer Ensemblemitglieder ist jene Anteilnahme verbreitet, die man sich in einem solchen Moment wünschen würde. Gestern bei der Generalprobe hat sogar ein Elternteil frühzeitig die Vorstellung verlassen, sehr zur Enttäuschung derjenigen, zu deren Unterstützung er eigentlich hätte da sein sollen! Liegen solche Dinge in mangelndem Interesse und fehlender Sensibilität der einen begründet oder in der Unfähigkeit der anderen, sich ihren Mitmenschen mitzuteilen? Oder muß man manchmal einfach zur Kenntnis nehmen, dass es Dinge gibt, die man mit niemandem teilen kann? - Wie einsam ist man doch mitunter in der Welt seiner Erfahrungen!

Umso ergreifender und herzerwärmender ist die Betreuung, die uns von all denen zuteil wird, die so intensiv mit uns gearbeitet haben: Stephan, der wenige Minuten vor der Aufführung eigentlich überall zugleich sein sollte und Besucher ebenso begrüßt wie er noch für ein Interview vor der Kamera zur Verfügung steht, lässt es sich nicht nehmen, jeden einzelnen höchstpersönlich mit einem „toi-toi-toi!“ in die Arme zu nehmen. Dass es in seinem Kopf zu diesem Zeitpunkt bereits zugehen muss wie in einem Bienenstock, sieht man einem Profi wie ihm zumindest nicht auf den ersten Blick an. Peter verteilt seine positive Ausstrahlung auch sehr gekonnt, übt sich als Masseur, schöpft aus seinem Repertoire als Clown und weicht nicht von unserer Seite. Doris, die Regieassistentin, verteilt Lindt-Kugeln und macht uns auf rührende Weise ebenso Mut, wie ihr Kollege Günther, Marie Claire und unsere Kostümfrau. Eingehüllt in diesen Mantel aus liebevoller Energie werden wir auf die Bühne geschickt.....

Was jeder einzelne von uns in den folgenden 2-3 Stunden an Erfahrung macht, ist vermutlich genauso vielfältig wie wir es als Menschen sind und müsste man eigentlich jeden für sich erzählen lassen. Pannenfrei war sie nicht, die Vorstellung, soviel steht fest, wenngleich wir viele Dinge unserer Einschätzung nach sehr gut hingekriegt haben. Die Schiffsszene, in der wir gemeinsam mit dem Gesangschor punktgenau zu Tizianos Einsatz wie die Zinnsoldaten auf unseren Plätzen stehen müssen, hat in all den Proben überhaupt noch nie so funktioniert wie heute. Und viel Schweiß ist auch geflossen, das war in all den Momenten spürbar, in denen wir aus mehr oder weniger freundschaftlichen Gründen (von der leidenschaftlichen Umarmung bis zur Folterszene) miteinander auf Tuchfühlung waren.

Aber schlussendlich steht man dann da, das helle Licht der Scheinwerfer im Gesicht, vor sich eine Ahnung davon, dass wohl recht viele Leute hier sein müssen, denn der Applaus, der auch uns gilt, klingt ein bisschen wie Rauschen in den Ohren. Eine Verbeugung. Noch eine Verbeugung. Dieser Moment ist es also, der eine Bühne ausmacht, das Gipfelerlebnis, diese geballte Ladung Aufmerksamkeit, die viele in ihrem Leben so vermissen, dieses trügerische „Bravo!“, das sich so schön anfühlt, trügerisch deshalb, WEIL es sich so schön anfühlt, würde es sich auch dann noch so schön anfühlen, wenn man es nicht so sehr notwendig hätte? Ein klein wenig erscheint alles „unwirklich“. Man sieht die Stars von hinten, die glücklichen Gesichter von Tiziano und Stephan, als sie sich gemeinsam mit den Solisten verbeugen. Freude mischt sich mit einem etwas kühler anmutenden „War´s das jetzt?! War es DAS was ich mir gewünscht hab?“ Etwas benommen geht man dann von der Bühne, um im nächsten Moment, kaum dass man sich vor den Blicken der Menschen in Sicherheit wähnt, vor einer Kamera zu stehen....

Was für ein Abend!!

Die Rückmeldungen, die wir bereits in der Pause und auch jetzt im Anschluss an die Vorstellung bekommen, sind durchwegs positiv. Alle sind begeistert, auch diejenigen, die genau wissen, was nicht perfekt war. Eine Welle der Sympathie gäbe es für die Darbietungen unserer Laiengruppe, heißt es. Nicht alle scheinen in gleichem Maße darauf vertraut zu haben, dass wir auch mit dem großen Druck einer Premiere zurechtkommen würden. Immerhin muss man bedenken, dass eine Produktion diesen Kalibers auch eine ganze Menge Geld kostet; da ist es nur allzu verständlich, dass angesichts eines Unsicherheitsfaktors, wie 25 Laiendarsteller es nun mal sind, verschiedene Leute auch ein wenig zu zittern haben. Einer sagt, er habe Tränen in den Augen gehabt, als er das Schiff mit den perfekt positionierten Menschen rechtzeitig zum Choreinsatz auf der Bühne gesehen habe. Jedenfalls ist es schön, sich in den Klängen der Lobeshymnen zu sonnen, wieder wird umarmt und geküsst was das Zeug hält. – Es soll auch jene unter 30-Jährigen gegeben haben, die bis in den frühen Morgen damit nicht aufgehört haben! ;-)

Einen letzten Bühnenakt um punkt Zwölf gibt es anlässlich Stephans 45-sten Geburtstags, den wir – das Bewegungsensemble – mit Sekt begießen wollen (nachträglich kann man nur hoffen, dass er das auch wollte). Herzlichen Glückwunsch, Stephan!! Das Arbeiten mit Dir war eine wunderbare und große Erfahrung! – Es war uns „ein inneres Blumen Pflücken!“

Die Premierenfeier im Anschluss daran, die irgendwann vom Hof der Kaserne in ein nahe gelegenes mexikanisches Lokal verlegt wurde, war schön und berauschend. Was für eine Nacht!! Die letzten, die gegangen sind, haben berichtet, dass die Sonne bereits geschienen hat – ob das Morgenlicht so schön war, weil die Wahrnehmung bereits ein wenig verschoben war, oder ob es tiefsinnigere Gründe hat…?

Donnerstag, 12. Juli 2007

(v. Claudia Altendorfer)

2. Generalprobe

Heute ist die erste öffentliche Generalprobe und die meisten sind - bereits etwas nervös – dies macht sich - unter anderem durch einen erhöhten Aggressionspegel bemerkbar. Viele Verwandte und Bekannte schauen zu. Leider sind die derzeitigen Kapriolen des Wettergottes unberechenbar, und es ist noch immer – für Juli – „schweinekalt“.

Einige Sachen werden noch durchgesprochen, Kleinigkeiten noch verändert und manche bekommen noch neue Kostüme und Accessoires.

Die Generalprobe verläuft reibungslos, allerdings haben die weiblichen Schatten noch immer große Probleme bezüglich des Kostümumzugs zur Haremsdame, da sie extrem kurz Zeit haben und einige etwas kompliziertere Kostüme haben. Aber auch dies sollte noch zur Routine werden.

Mittwoch, 11. Juli 2007

(v. Karin Schlosser)

Die erste Probe mit unseren Kostümen! Endlich! Endlich dürfen wir sie ausführen, unsere schönen wallenden Gewänder, Pluderhosen in allen Farben, düsteren Piratenhemden, edlen Osmanenjacken und eleganten Haremskostüme.
Da fühlt man sich gleich wie ein richtiger Star, die Rolle, die man spielt wird beinahe greifbar und jede Handlung ganz intensiv.

Spätestens beim ersten Umziehen wird einigen bewußt, dass die vielen verschiedenen Kostüme auch eine Menge Streß bedeuten. Manche haben vier verschiedene Rollen und dementsprechend viele Kostüme. Das allein wär ja noch nicht so problematisch, Streß macht die knappe Zeit, in der man sich "gscheit" an/umziehen muß. Einmal sind es sogar nur zwei Minuten, um uns Mädels von einem Schatten in erotische Haremsdamen zu verwandeln.

Da wird im Stockdunkeln herumgewuselt, nervös an Häckchen gefummelt, versucht, das richtige Tuch irgendwie um die eigene Hüfte zu schlingen und dann auch noch rechtzeitig im Turm zu stehen, um hüftschwingend, ganz gelassen und elegant hinauszutänzeln. Bei diesem ersten Durchlauf mit Kostümen haben wir irgenwie zersaust ausgesehen, so manche Hose war auch auf der Bühne noch offen und gewickelte Oberteile plötzlich auf Bauchhöhe verrutscht. Aber mit vereinten Kräften und unseren Anziehhilfen von Kostüm und Schneiderei wird bei der Premiere dann alles klappen.

Dienstag, 10. Juli 2007

(v. Claudia Altendorfer)

Der Schlechtwettereinbruch ist massiv, und es kann auf der Bühne leider nicht geprobt werden. Der Festsaal ist für alle Beteiligten ganz einfach viel zu klein, und so werden nur einige Kleinigkeiten besprochen und natürlich verändert – also von einer wirklichen Probe keine Spur.

Doch der Lichtblick dieses Abends ist das gemeinsame Spanferkelessen mit dem ganzen Ensemble, obwohl auch dieses freier und vielleicht – etwas weniger steril – im Hof der Roßauerkaserne abgelaufen wäre. Doch alles ist sehr entspannt und angenehm, und alle fiebern den kommenden Probetagen und vor allem der Premiere entgegen….

Montag, 9. Juli 2007

(v. Karin Ortner)

Endlich: Die erste Bühnenorchesterprobe mit allen, die schlussendlich bei der Aufführung dabei sein werden. Ein großer Moment für alle Beteiligten: Solisten, Orchester, Gesangschor und Bewegungsensemble sind zum ersten Mal unter der Leitung eines Mannes vereint, der alle in seinen Bann zieht, weil er dem Gesamtwerk jene Kraft und Leidenschaft einzuimpfen vermag, die nur ein Verdi-Kenner großen Formates in sich trägt: Tiziano Duca - Dirigent und künstlerischer Leiter der Opernwerkstatt, der bereits viel Energie und Herzblut in dieses Projekt hat fließen lassen und leider bis zu diesem Zeitpunkt für unser Ensemble noch sehr wenig in Erscheinung getreten ist. Wieder zeigt sich, dass es Vorteile hat, wenn man auf der Bühne steht: Während die Zuschauer Tiziano eigentlich nur von hinten sehen, haben wir - auch als nicht singende Darsteller - wenigstens hin und wieder die Gelegenheit, diesen Ausdruck in seinem Gesicht zu beobachten, wenn er die Einsätze gibt, Tempi, Lautstärke und Akzente bestimmt und damit Spannung aufbaut wie eine Spinne ihr Netz.

Stephan hält sich vorerst mehr im Hintergrund. Auf der Zuschauertribüne sitzend verfolgt er das Spektakel und macht sich seine Notizen. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen werden wir im Anschluss an die Probe erfahren – ein Versprechen oder eine Drohung? Einsetzender Regen nach Beendigung des zweiten Aktes bringt uns der Antwort unverhofft ein ganzes Stück näher. Im Festsaal erfolgt nun für alle eine Ansprache in deutsch-italienisch-slowakisch, in der jeder die ihn betreffenden Kritikpunkte auf dem Silbertablett serviert bekommt. Dass „vieles sehr gut geklappt“ hat, heißt noch lange nicht, dass Stephan ohne Liste auskommt, denn „vieles“ und „alles“ sind zweierlei! Immerhin sind wir nicht die einzigen, die nervös sind und Fehler machen. Niemandem ist entgangen, dass auch die Solisten ihre Aussetzer hatten – es sind also auch nur Menschen, irgendwie macht sie das sogar noch sympathischer. Einige Szenen werden zum „Putzen“ wieder an Peter delegiert, der nun neben uns auch Teile des Gesangschores mit den choreographischen Feinheiten vertraut machen soll.

Sorge macht das Wetter. Die Aussichten für die nächsten Tage sind nicht sehr erbaulich! In wenigen Tagen findet die Premiere statt. Obwohl bereits vor Wochen vom Regisseur die Worte „Regen“ und „Schlechtwetter“ bei Strafandrohung verboten wurden, gesteht er ein, dass er sich des nächtens nun wohl auch mit dem worst case auseinandersetzen wird müssen – nämlich dass die Aufführung am 13. Juli möglicherweise tatsächlich für alle Beteiligten mangels Probenmöglichkeit eine „Premiere“ im wahrsten Sinne des Wortes werden könnte!

Für morgen Abend ist ein Fest im Anschluss an die Proben vorgesehen. Zwei Spanferkel und jede Menge „bivo“ sollen die Leute bei Laune halten, ihnen über die letzten trennenden Mauern hinweghelfen und sie in geselliger Atmosphäre „zusammenschweißen“ - man munkelt allerdings, dass es heimliche Opfergaben an den Wettergott sein könnten, um ihn milde zu stimmen. Wie auch immer: Wir freuen uns darauf!!!

Übrigens: Kennen schon alle den letzten Schmäh von Regie-Papa Stephan? – Was ist der Unterschied zwischen einem Sozialarbeiter, einem Regisseur und einer Kindergartentante?....... Keiner natürlich!! ;-)

Sonntag, 8. Juli 2007

(v. Karin Ortner)

Spannung liegt in der Luft. Was sich dramaturgisch im Verlauf der Handlung der Oper mehr und mehr zuspitzt, findet auch in der Befindlichkeit unserer Ensemblemitglieder seinen Niederschlag. Was auch immer es im Einzelfall ist, das durch das Geschehen in Schwingung gebracht wird – wir sind mittlerweile fast täglich konfrontiert mit kleineren oder größeren persönlichen Dramen, mit denen wir versuchen zurechtzukommen. Es häufen sich Krankenstände, offene Aggressions- und heimliche Tränenausbrüche, Anfälle von Überdrehtheit und völliger Verwirrtheit. Hier laufen viele Filme gleichzeitig ab! Jeden adäquat „aufzufangen“ ist in diesem Rahmen auch für das Team der Sozialarbeiter kaum möglich. Außerdem ist es nicht immer einfach, anderen Hilfestellungen zu geben, wenn man selbst Länge mal Breite gefordert wird. Nach dem Ausfall von Raoul steht nun auch fest, dass Katharina nicht mehr rechtzeitig aus ihrem Krankenstand zurückkehren wird. Wir bedauern das sehr!!

Nichtsdestotrotz nimmt aber auch die allgemeine Faszination und Begeisterung für das Gesamtkunstwerk unaufhaltsam zu. Es ist kaum zu beschreiben, wie schön es ist, einer Produktion wie dieser beim wachsen zuzusehen und gleichzeitig ein Teil von ihr zu sein! Diesen Prozess miterleben zu dürfen mit all den erheiternden, aufregenden, anstrengenden und berührenden Momenten, die ihn so lebendig machen, kann niemals gleichzusetzen sein mit der reinen Konsumation eines (wenn auch noch so perfekten und aufwendigen) künstlerischen Endergebnisses, selbst wenn alle wie besessen darauf hinarbeiten. Es ist anzunehmen, dass niemand in unserem Ensemble seinen Platz gegen den besten Sitzplatz auf der Zuschauertribüne eintauschen würde!

Die Highlights des heutigen intensiven Probetages (für unser Ensemble ausnahmsweise in zwei Etappen) sind alle Berührungspunkte zwischen Gesangs- und Bewegungschor, die bis jetzt noch eher ein Gefühl von „Nebeneinander“ anstatt „Miteinander“ hinterlassen. Während die einen von Stephan darauf getrimmt werden, dass sie auf der Bühne nicht nur zu hören sondern auch zu sehen sind und dementsprechend ihren Rollen gemäß auch dreinschauen und körperliche Bühnenpräsenz zeigen sollen, müssen die anderen (das wären dann wir) lernen, dass Sänger nun mal ein Interesse daran haben, ihren Dirigenten zu sehen, weswegen verschiedene einstudierte Formationen etwas adaptiert werden müssen. Außerdem haben wir die Anweisung, den slowakischen Damen und Herren – nicht grob aber bestimmt – ihre Plätze zuzuweisen (bei den Schiffsszenen beispielsweise), was Mut erfordert, und was man vor allem dann nicht gerne macht, wenn man gerade selbst wie ein personifiziertes Fragezeichen auf der Bühne steht. Immerhin sind alle sehr fasziniert voneinander: Die Chorsängerinnen, die bei der großen Spiegelszene von uns zum Schminken angeführt werden und dabei ihre Einsätze „verschlafen“ ebenso wie wir, die wir von ihrem Gesang so angetan sind, dass wir vor lauter zuhören nicht zur rechten Zeit am rechten Platz sind.

Viele Abläufe wurden überdies bis jetzt noch nie in „Echtzeit“ durchgespielt. Spätestens heute wird klar, dass wir an manchen Stellen verdammt schnell sein müssen, wenn wir am einen Ende der Bühne abgehen und kurz darauf auf der gegenüberliegenden Seite wieder auftreten sollen. Wie das dann noch funktionieren soll, wenn wir uns in dieser kurzen Zeit auch noch umzuziehen haben – vom Schatten der Medora beispielsweise zur Haremsdame und gleich danach zum osmanischen Soldaten - ! – nein ehrlich, das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellbar!

Wenn man nun bedenkt, dass es in etwa 80 Leute sind, die sich allein auf der Bühne zu einem sinnvollen und erbaulichen Ganzen zusammenfügen sollen, wenn man weiters bedenkt, dass das alles dreisprachig, in knappest bemessener Zeit und in Abhängikeit vom Wetter geschehen muss, dann ist man geneigt, vor Stephan den Hut zu ziehen, der dieses Kunststück offenbar zu vollbringen versteht. Was dieser Mann alles zur gleichen Zeit im Blick haben und nach allen möglichen Kriterien auf seine Bühnentauglichkeit überprüfen muss! - Hier gähnt jemand; dort hat sich zum wiederholten Mal der klassische Hüftknick beim Stehen aus dem Alltagsleben eingeschlichen; wie ist zu bewerkstelligen, dass innerhalb von wenigen Takten zwei Chöre die Nadelöhre von Bühnenaufgängen passieren; wie viel Wind ist den kostbaren Körperinstrumenten der Solisten zuzumuten ohne dass man die ganze Produktion in Gefahr bringt; da vernichtet jemand die gesamte Bühnenspannung durch Kaugummi Kauen; die Folterszene muss neu choreographiert werden; Giovanni möge doch den Giftkelch der Medora mit etwas mehr Dramatik in Händen halten und weniger wie ein Nutellaglas; ein bisschen mehr amicale Stimmung zwischen den Bewegungschorfrauen in Soldatengewändern und den slowakisch-osmanischen Tenören…

Das Ergebnis ist beeindruckend: 80 Leute bewegen sich – wie Marionetten von unsichtbaren Fäden gezogen – durch das Bühnengeschehen. Und wo sie es nicht tun, da sorgen klare Anweisungen für Korrekturen, messerscharfe oder wohlwollende Blicke und Gesten für wortlose Verständigung, geschickt getimte humorvolle Einlagen für den nötigen Draht zu jeder einzelnen Persönlichkeit - auf dass sich jeder ernst genommen fühle, gewürdigt und respektiert, auf dass aber auch niemand in Zweifel ziehen möge, dass er sich unterzuordnen hat - und dass hier vorerst nur einer die Richtung bestimmt!

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Über "Il Corsaro"

Das Bewegungsensemble der Opernaufführung "Il Corsaro" (eine Produktion der Opernwerkstatt Wien, Juli 2007) stellt sich vor und berichtet über die laufenden Probearbeiten; Premiere: Freitag, der 13.7.2007 in der Rossauerkaserne Wien

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